Ber­lin wird Soli­da­ri­ty City!?

Ber­lin wird Soli­da­ri­ty City!?

Ber­lin wird Teil des inter­na­tio­na­len Netz­werks „Soli­da­ri­ty Cities» – gemein­sam mit Metro­po­len wie Wien, Ams­ter­dam oder Athen. Das hört sich gut an – aber was steckt dahin­ter?

Im Jah­re 2015 haben sich, auf Initia­ti­ve des Bür­ger­meis­ters von Athen, meh­re­re Städ­te aus dem EURO­CI­TIES-Netz­werk zusam­men­ge­schlos­sen. Die Städ­te tra­gen ent­schei­dend zur Auf­nah­me und Inter­ga­ti­on von Geflüch­te­ten bei, sind aber recht­lich und finan­zi­ell von natio­na­len Regu­la­tio­nen abhän­gig. Sie sind „soli­da­risch» mit­ein­an­der und ver­net­zen sich, um eine gewis­se Eigen­stän­dig­keit zu erlan­gen.

Auf der Home­page des Brüs­se­ler Büros heißt es:

Soli­da­ri­ty Cities steht allen Euro­päi­schen Städ­ten offen, die eng mit­ein­an­der zusam­men­ar­bei­ten wol­len und die sich der Soli­da­ri­tät auf dem Feld der Auf­nah­me und Inte­gra­ti­on von Geflüch­te­ten ver­pflich­tet sehen.

Soli­da­ri­ty Cities wird auf vier Säu­len gebaut:

  • Infor­ma­ti­ons- und Wis­sens­aus­tausch zur Situa­ti­on der Geflüch­te­ten in den Städ­ten
  • Ein­be­zie­hung der Städ­te und direk­te Finan­zie­rung bei Fra­gen der Auf­nah­me und Inte­gra­ti­on von Geflüch­te­ten
  • Gegen­sei­ti­ge tech­ni­sche und finan­zi­el­le Unter­stüt­zung
  • Ver­pflich­tung zur Auf­nah­me von Geflüch­te­ten bei der Relo­ca­ti­on»

In einer Zeit, in der die Euro­päi­sche Flücht­lings­po­li­tik durch Errich­tung von Todes­zo­nen cha­rak­te­ri­siert ist, in der Saha­ra und auf dem Mit­tel­meer, set­zen die „Soli­da­ri­ty Cities» ein Signal. Wir sind gespannt, ob den guten Wor­ten auch Taten fol­gen: Ob die Stadt­staa­ten Ber­lin, Ham­burg und Bre­men bald ein­mal tat­säch­lich Kon­tin­gen­te von Geflüch­te­ten gemäß §23 Abs. 1 Aufenth.G auf­neh­men wer­den oder ob sie sich wei­ter­hin hin­ter See­ho­fer ver­ste­cken.

Wir vom Bünd­nis Soli­da­ri­ty City Ber­lin begrü­ßen die Erklä­rung des R2G-Senats. Aber Soli­da­ri­tät ist für unser akti­vis­ti­sches Netz­werk nicht etwas, das sich zwi­schen Stadt­ver­wal­tun­gen abspielt, son­dern ein Pro­zess zwi­schen Men­schen: ein gemein­sa­mer Kampf für eine Stadt für Alle.

Die Säu­len einer Soli­da­ri­ty City sind für uns:

  • Access without fear» – Zugang zu allen Res­sour­cen der Stadt für alle und ohne Angst
  • Dont› ask, don’t tell» – kei­ne Fra­gen nach dem Auf­ent­halts­sta­tus, auch nicht bei Behör­den, und kei­ne Mel­dung an Aus­län­der­be­hör­den oder Poli­zei
  • No racist con­trols» – kei­ne poli­zei­li­chen oder ande­ren Kon­trol­len nach eth­ni­schen oder ras­sis­ti­schen Kri­te­ri­en
  • Stop all Depor­ta­ti­ons» – kei­ne Abschie­bun­gen

Auf die­ser Grund­la­ge kämp­fen wir für eine Stadt, die für alle offen ist, die hier in Ber­lin leben wol­len. Soli­da­ri­tät kann nur von unten kom­men. Aber die Stadt kann Wohn­raum für Alle schaf­fen. Sie kann Pro­zes­se der Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on und alter­na­ti­ve Lebens­for­men unter­stüt­zen und för­dern. Vor allem aber kann sie eins: Tole­ranz üben, selbst­be­stimm­te Räu­me zulas­sen und alle Men­schen, die hier leben wol­len, will­kom­men hei­ßen und respek­tie­ren.